Party statt "Pegida"


Artikel verfasst von

Maike

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Image  Bildrechte: MDR/Matthias Vollmer

Wie geht es für Chemnitz weiter? Nach dem #wirsindmehr-Konzert mit 65.000 Zuschauern steht für die Stadt und Sachsen wieder der Alltag im Kampf gegen Ausländerfeindlichkeit und rechtsextreme Gewalt an.

Landes-Integrationsministerin Petra Köpping von der SPD will heute eine Streitschrift vorlegen, in der sie eine gesamtdeutsche Aufarbeitung der Nachwendezeit fordert. Köpping sieht in unbewältigten Ungerechtigkeiten und Lebensbrüchen nach der Wende eine der Ursachen für die Wut und Unzufriedenheit vieler Ostdeutscher. Am Mittwoch will sich Ministerpräsident Kretschmer in einer Regierungserklärung zu dem Thema äußern.

Der aus Thüringen stammende Fraktionsgeschäftsführer der SPD im Bundestag, Carsten Schneider, warnte davor, in Kürze wieder zur Tagesordnung überzugehen. "Die Situation in Ostdeutschland ist fragil. Die Demokratie dort ist nicht so gefestigt, die politische Mitte nicht so stark", sagte er Phoenix.

"Versucht doch erstmal, Mensch zu sein"

Wie stark die politische Mitte sein kann, zeigte sich beim Konzert in der Chemnitzer Innenstadt. Während auf der Bühne Kraftklub, die das Konzert initiiert hatten, die Toten Hosen, K.I.Z., Marteria, Casper, Feine Sahne Fischfilet und Trettmann spielten, äußerten einige Zuschauer mit Plakaten ihre Meinung: "Bevor ihr das Volk sein wollt, versucht doch erstmal, Mensch zu sein", stand auf dem selbstgemalten Schild einer jungen Frau.





Tote-Hosen-Frontmann Campino bezeichnete das Konzert als Mutmacher. Die Leute zeigten sich durch ihren Besuch solidarisch mit denen, "die hier bleiben, die diesen täglichen Kampf für uns alle durchziehen, die gegenhalten". Doch Illusionen will sich keiner hingeben. Mit einem Konzert die Welt retten? Bestimmt nicht, sagte Kraftklub-Sänger Felix Brummer. Doch er betonte: "Manchmal ist es wichtig, zu zeigen, dass man nicht allein ist."

Von Storch: "Ihr seid abscheulich"

Nach dem Konzert wandte sich AfD-Fraktionsvize Beatrix von Storch auf Twitter an die Besucher und schrieb: "Ihr seid nicht mehr. Ihr seid Merkels Untertanen, ihr seid abscheulich - und ihr tanzt auf Gräbern." Dieser Tweet wiederum löste im Netz zahlreiche empörte Reaktionen aus.

Die Veranstaltung war eine Reaktion auf den gewaltsamen Tod eines 35-Jährigen Deutsch-Kubaners vor gut einer Woche sowie die folgende Vereinnahmung der Bluttat durch rechtspopulistische Kräfte wie "Pro Chemnitz" beziehungsweise AfD und "Pegida".

Beim #wirsindmehr-Konzert sollten auch Spenden für die Familie des Getöteten sowie für sächsische Antirassismus-Initiativen gesammelt werden.